Zwangsgedanken – Klinik, ambulante Tagesklinik (1. Kind)
Im März kam mein kleiner Sonnenschein Joe zur Welt. Es war eine schwere Geburt (32 Stunden – noch einmal muss ich das nicht haben). Nach 3 Tagen Krankenhaus sind wir dann nach Hause, und da fing der Spaß dann erst richtig an. Ich weinte nur noch, wusste gar nicht, was ich mit dem Kleinen anfangen sollte, hatte keine Hilfe, und meinte, ich müsste alles alleine schaffen. 2 Wochen ging das gut, dann ging irgendwie gar nichts mehr.
Ich konnte nicht mehr schlafen, und mich überkamen diese fiesen Gedanken. Ich rief eine Hebamme an, und die brachte mich dann in eine Nervenklinik. Ich dachte, jetzt bin ich total verballert, und das geht nie wieder weg. Joe war dann 4 Wochen bei mir, aber da die Klinik nicht auf einen Säugling eingestellt war, entschied die Ärztin, dass es wohl besser wäre, wenn mein Mann den Kleinen mit nach Hause nimmt.
Das hat auch gut funktioniert, großes Lob an meinem Mann, der das alles tapfer durchgehalten hat. Jeden Tag heulte ich den Schwestern und Ärzten die Ohren voll, dass ich eine schlechte Mutter bin, meinen Kleinen niemals lieb haben werde und immer diese ZG haben werde. Ich bekam sehr viel Verständnis und Zuspruch, dafür bin ich sehr dankbar.
Nach einigen Wochen wurde es dann langsam besser, ich entschied mich in die Tagesklinik zu gehen, um wenigstens abends zuhause zu sein. Ich fing an, darüber nachzudenken, warum ich so krank geworden bin, die Therapien haben mir sehr geholfen, das Chaos in meinem Kopf zu sortieren. Ich habe die ZG einfach zugelassen, und plötzlich war es auch gar nicht mehr so schlimm. Und die waren wirklich kaum auszuhalten in meiner schlimmen Zeit. Was wir Frauen, die davon betroffen sind, aushalten müssen, kann sich keiner vorstellen, der das nicht erlebt hat.
Ich bin jetzt 4 Wochen wieder zuhause, mit geht es von Tag zu Tag besser. Sicher sind einige Tage auch sehr anstrengend, aber das Leben mit einem Kind fordert einen auch sehr, und das ist auch ganz normal. Mütter müssen nicht immer mit einem Grinsen und quitschvergnügt durch die Gegend laufen. Wäre schön, wenn das immer so sein könnte…, aber sicher auch ein Stück weit unrealistisch. Steht zu Euren Schwächen, denn das ist Stärke.
Ich gehe jeden Tag viel spazieren, treffe so allerhand Mütter. Da gibt es die einen, bei denen alles immer super ist – wie machen die das bloß, frage ich mich dann. Kann doch nicht sein. Wenn ich dann von meiner Wochenbettdepression anfange zu erzählen, siehe da, plötzlich öffnen sich ganz viele und outen sich, und dann denke ich, schön dass man sich so austauschen kann.
Ich habe wieder mit einer Therapie angefangen, ich dachte ich hätte mein Kindheitstrauma (schlimme Familienverhältnisse) verarbeitet, aber diese Krankheit hat mir gezeigt, dass ich sehr unter der schlechten Beziehung zu meiner Mutter leide. Sie hat mich immer abgelehnt, und in meiner Schwangerschaft hatte ich daran richtig zu knacken. Habe es aber immer wieder weggeschoben, habe viel gearbeitet, um bloß nicht nachdenken zu müssen. Bis dann der große Knall kam.
Ich glaube, wenn man selber Mutter wird, dann findet ein Ablöseprozess von der eigenen Mutter statt. Ich habe mein ganzes bisheriges Leben damit zugebracht, mich nach der Zuwendung und Anerkennung meiner Mutter zu sehnen. Jetzt muss ich mich davon lösen, und dieser Prozess ist sehr schmerzhaft. Aber nur wer verzeihen kann, ist frei für sein eigenes Leben. Ich habe mir vorgenommen, wenn es mir mal wieder so richtig gut geht, meine Vergangenheit auf einen Zettel zu schreiben und diesen dann zu verbrennen. Abschied nehmen von der schlimmen Vergangenheit und frei zu sein für meinen Sohn und für ein tolles Leben, das auf uns alle wartet. Wir müssen es nur sehen …..
“Die Qualität Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab.”